Vegetarische und vegane Futter sind seit Jahren mal mehr und mal weniger im Trend. Ich möchte hier auch gar nicht verschiedene Futtersorten auseinandernehmen oder noch einmal genau erklären, wieso eine solche Ernährungsform für Hunde und ganz besonders für Katzen nicht artgerecht ist. Das haben bereits andere für mich übernommen, bspw. Miriam Knischewski auf ihrer Seite „Katzen-fieber.de“. Für Hunde kann man ihre Ausführungen etwas aufweichen, da diese pflanzliche Komponenten deutlich besser verwerten können. Aber auch hier gilt: Die artgerechnete Ernährung des Hundes ist tierischen Ursprungs, auch wenn man sicherlich den Nährstoffbedarf notfalls anders decken könnte.

In Deutschland lebt knapp jeder 10. vegetarisch und – je nach Studie – zwischen 1,3 und 1,6 Millionen Menschen vegan. Die Zahl der Hunde und Katzen liegt bei knapp 23 Millionen und somit ist klar, dass es dort eine große Schnittmenge gibt. Vor allem dann, wenn man davon ausgeht, dass die Tierliebe unter den „Pflanzenfressern“ besonders ausgeprägt ist. Da ist es nicht erstaunlich, dass sich der (oder die) ein oder andere irgendwann die Frage stellt, wie viel „totes Tier“ für den eigenen Vierbeiner eigentlich vertretbar ist.

Doch diese Frage stellen sich nicht nur Vegetarier und Veganer: Immer mehr Menschen machen sich Gedanken über ihren Fleischkonsum, die Nachhaltigkeit ihrer Kaufentscheidungen und die Auswirkungen aufs Weltklima.

Ganz schön viel Verantwortung, nur damit auch Hund und Katze gesund satt werden, oder?

Was hat das nun mit mir zu tun?

Ich selber lebe seit ein paar Jahren als Vegetarier. Zugegebenermaßen müsste ich mich eigentlich als Pescetarier bezeichnen, da ich alle Jubeljahre doch ganz gerne mal ein Fischbrötchen esse. Aber Schinken, Schnitzel & Co. hat meine Küche seit Jahren nicht gesehen.

Vielleicht bin ich auch ein total schlechtes Sprachrohr für alle Vegetarier und Veganer da draußen, weil mich Fleisch nicht anekelt. Ich mag es auch immer noch. Es ist eine bewusste Entscheidung gewesen, dass für mich kein Tier sterben muss, weil mein Körper und ich auch so ziemlich gut klarkommen. Ich bin allerdings auch kein Karnivor (egal in welcher Ausprägung) und wäre für ein Leben als Raubtier auch ziemlich schlecht ausgestattet, wie es der Blogger Jan Hegenberg in seinem Artikel „Dentale Fehlschlüsse“ äußerst treffend beschrieben hat.

Aber das gilt eben für mich und nicht für Hund oder Katze.

Ich will an dieser Stelle keine Überzeugungsarbeit leisten und dich dazu überreden, deinen Vierbeiner weiterhin mit Fleisch & Co. zu ernähren. Ihn vielleicht sogar zu BARFen oder für ihn zu kochen. Ich hoffe, dass du bereits über diesen Punkt hinweg bist und diese Entscheidung für dich getroffen hast. Ich möchte stattdessen versuchen, dir ein paar Tipps an die Hand zu geben, wie du die Fütterung zukünftig besser mit deinem Gewissen vereinbaren kannst. Und was du tun kannst, wenn du gerne BARFen willst, aber dir der Ekel vor dem Umgang mit Fleisch im Weg ist.

Nassfutter aus artgerechter Haltung

Nassfutter hat einen großen Vorteil: Man muss es nicht anfassen. Solange die Dose geschlossen ist, riecht da auch nichts. Ich finde es allerdings extrem schwierig, ein gutes, nachhaltiges Nassfutter zu finden, das auch noch sinnvoll zusammengesetzt ist. Oftmals hat man nur das Bio-Label zur Orientierung und man muss letztendlich immer noch selbst recherchieren, inwieweit die Tiere auch wirklich aus einer für einen selbst vertretbaren Haltung stammen.

Edenfood, Mirals, Leyen, Bellomondo, Herrmanns, defu, Ritzenberg oder Terra-Pura wären ein paar der Hersteller, die man sich auf jeden Fall mal näher anschauen könnte. Für Katzen kämen z. B. noch Liebesgut oder Rosina’s hinzu.

Denke bitte daran, stets kritisch zu hinterfragen, ob das Futter auch bedarfsdeckend ist. Diese Marken verzichten aufgrund ihrer Außendarstellung als „natürliches Futter“ häufig auf ernährungsphysiologische Zusatzstoffe, die je nach Zusammenstellung für die Versorgung mit Vitamin D, Vitamin E, Jod und anderen Nährstoffen extrem wichtig sind. Falls du dir unsicher sein solltest, dann frag mich bitte.

BARF oder Kochen: Fleisch von glücklichen Kühen

Das ist die Lösung, die für mich persönlich am besten passt. Ich achte beim Kauf darauf, dass das Fleisch aus Weidehaltung stammt oder von Wild aus Feld, Wald und Wiesen. Diese Tiere sterben auch nicht für mein Hunde- oder Katzenfutter, sondern in erster Linie für den menschlichen Verzehr. Was ich verfüttere, das ist eh „übrig“. Ich kann mit meinem Einkauf also dafür sorgen, dass (fast) alle Teile des Tieres zumindest eine sinnvolle Verwendung finden.

Bio-Fleisch findet ihr mittlerweile eigentlich in jedem Online Shop für Frostfutter. Einige Shops, wie Karnivor oder BeuteFuchs, haben sich sogar auf Fleisch von Bio-Höfen oder aus artgerechter Haltung (auch ohne Label) spezialisiert.

Dieses Fleisch ist natürlich teuer als jenes aus „konventioneller“ (also Massentier-)Haltung. Aber die Preisunterschiede sind bei weitem nicht so extrem, wie du es vielleicht von den Angeboten für den menschlichen Verzehr her kennst. Schließlich verfüttern wir auch hier in erster Linie das, was sich nicht zum Verkauf beim Metzger oder für die Fleischtheke im Supermarkt eignet.

Falls du entsprechende Metzger, Schlachter oder Hofläden bei dir in der Nähe hast, dann frag dort auch ruhig einfach mal unverbindlich nach bezahlbaren Resten. Reste klingt jetzt hart, wenn es um tierische Produkte geht, aber bei der Schlachtung fällt immer etwas ab, das es nicht in den Laden schafft. Gerade Innereien, Pansen oder Fleisch von Hals und Kopf des Tieres sind beim Verbraucher nicht sonderlich beliebt. Sieh dich daher vielleicht eher als Lebensmittelretter.

Was aber, wenn ich das Fleisch nicht anfassen kann?

Das ist der Moment, wo sich die Fleischesser und ein Teil der Vegetarier und Veganer an den Kopf packen werden. Das beißt doch nicht! Ja, aber manch einer ist sich halt der Sache extrem bewusst, dass er da gerade eine Leiche anfasst. Was schließlich auch stimmt. Ich vermute mal, dass die wenigsten unter uns als Gerichtsmediziner arbeiten könnten. Vielleicht findest du Leber, Käse oder Fisch etwas ekelig. Oder Füße. Und nun stell dir mal vor, du müsstest mit diesem Gefühl 20 Kilo BARF für deinen Vierbeiner vorbereiten und wärst damit mehrere Stunden beschäftigt. Das kann ganz schön an die Substanz gehen und wirklich die Freude am gesunden Haustier trüben.

Der Tipp, der immer als allererstes kommt: Zieh dir Handschuhe an. Da wirst du vermutlich auch selbst schon drauf gekommen sein. Generell finde ich es auch für jeden Omnivoren sehr sinnvoll, das Fleisch mit Handschuhen zu portionieren. Es ist einfach hygienischer. Aber das verhindert natürlich nicht, dass man das Fleisch zwischen den Fingern fühlt und den Geruch in der Nase hat.

Einige Hersteller (z. B. Graf Barf, Fresco oder Barfgold) bieten Fleisch in Würfeln an. Diese sind einzeln entnehmbar und können deshalb ohne Auftauen portioniert werden. Eventuell ist das bereits ein Mittelweg, der für dich noch umsetzbar ist. Allerdings haben alle drei genannten Anbieter kein Bio-Fleisch im Sortiment. Dasselbe gilt für fertige BARF-Mixe. Die wenigstens Mischungen sind tatsächlich bedarfsdeckend und wenn überhaupt, findet man nur Fleisch aus konventioneller Haltung und das fast ausschließlich vom Rind.

Zum Glück gibt es immer mehr BARF Shops und Anbieter im Internet, die auf Wunsch das Portionieren nach dem persönlichen, individuellen Futterplan übernehmen. Ich habe zum Teil auch schon gesehen, dass THPs und Ernährungsberater das Zusammenstellen der Portionen für ihren Kunden vor Ort angeboten haben. Diese Lösung ist zugegebenermaßen nicht ganz günstig und für Katzen- und Kleinhundebesitzer bestimmt noch besser zu verkraften, als für jene mit großen Hunden, vielen Hunden oder vielen großen Hunden. Online findet man da z. B. Herr von Barf oder Saxonia Barf (dort wird das Bio-Sortiment aktuell stetig erweitert) als größere Anbieter und lovely pet care für die Österreicher.

Tipps für Anbieter vor Ort dürft ihr sehr gerne in den Kommentaren teilen.

Es ist eine Herausforderung, aber sie ist schaffbar

Ich hoffe, dass du meinem Fazit zustimmst. Es führt für dich und mich kein Weg an Fleisch vorbei, wenn wir Hund und Katze natürlich und artgerecht mit allen wichtigen Nährstoffen versorgen wollen. Aber es gibt verschiedene Mittel und Wege, wie wir die Ernährung unseres Tieres und unsere eigenen Maßstäbe auf einen Nenner bringen können.

Egal ob Veganer, Vegetarier oder „Allesfresser“: Jeder kann und sollte darauf achten, woher das Futter für sein Haustier stammt. Dann kann man sich auch ruhigen Gewissens einen kleinen Karnivoren als Begleiter halten.