Bevor du dich auf meine kleine Checkliste stürzt, möchte ich eine Sache betonen: Diese Übersicht stammt aus keinem Lehrbuch, sondern basiert auf meinem persönlichen Anspruch an ein Alleinfutter. Kaum ein Hersteller gibt ausreichend Informationen zu einem Futter heraus, um abschließend sagen zu können, dass es auf jeden Fall für den Durchschnittshund bedarfsdeckend ist. Deshalb hangele ich mich mit dieser Liste an den Informationen entlang, die du auf jedem gut deklarierten Nassfutter finden solltest. Falls nicht: Finger weg.

Im Mai diesen Jahres standen einige Hersteller in der Kritik, weil sich ihre als Alleinfuttermittel deklarierten Nassfuttersorten in einem Test der Stiftung Warentest als nichts bedarfsdeckend herausgestellt haben. Der Aufdruck „Alleinfuttermittel“ impliziert aber, dass mein Hund auch dann ausreichend versorgt wäre, wenn ich ausschließlich diese eine Dose füttere. Das machen zwar die wenigstens, aber z. B. bei Allergikerhunden oder einem sehr mäkeligen Vierbeiner kann es durchaus vorkommen.

Wer mehr über das Testergebnis lesen möchte, dem empfehle ich den passenden Blogbeitrag meiner Kollegin Rebekka von Napfigator.

Denke bitte auch immer daran, dass der Bedarf ggf. nicht mehr gedeckt wird oder du in eine Überversorgung rutschen kannst, wenn der Napfinhalt deutlich von der Fütterungsempfehlung des Herstellers abweicht. Das kann z. B. während einer längeren Diät der Fall sein oder wenn du ein echtes Energiebündel zu versorgen hast.

Falls du noch weitere Kriterien hast, die dir persönlich bei der Nassfutterwahl wichtig sind, dann schreib sie gerne mit einer kurzen Erklärung in die Kommentare.

Mir persönlich ist noch Fleisch aus artgerechter Haltung wichtig, eine offene Deklaration, die Art der verwendeten Zusätze, der Fett- und Proteingehalt sowie auch die Konsistenz des Futters. Aber das würde diesen Blogbeitrag sprengen. Ich möchte heute in erster Linie auf die Zutaten eingehen, die ein Alleinfuttermittel ausmachen und setze dabei voraus, dass du ein Futter mit einer möglichst aussagekräftigen Deklaration gewählt hast.

Meine persönliche Checkliste:

  • Steht Muskelfleisch an erster Stelle?
  • Sind Innereien (vor allem Leber) in ausreichender Menge enthalten oder wurden diese sinnvoll ersetzt?
  • Entdecke ich Fisch, Lebertran oder Vitamin D auf dem Etikett?
  • Enthält das Futter Seealge, Meeresalgen oder wurde Jod künstlich zugesetzt?
  • Wurden weitere Spurenelemente (Zink, Kupfer, Selen, Mangan, manchmal Eisen) ergänzt?
  • Ist genügend Kalzium enthalten (bspw. durch Knochen, Eierschale oder Kalziumkarbonat)?
  • Verzichtet der Hersteller auf einen unnötige Füllstoffe, bspw. Euter und Strosse oder steht bei ihm Lunge an erster Stelle?
  • Hält sich der Feuchtigkeitsgehalt im Rahmen (bei ca. 75 %)?

Ich gehe im Folgenden kurz auf die einzelnen Punkte ein, damit du nachvollziehen kannst, wieso sie es auf meine Liste geschafft haben.

Muskelfleisch

Muskelfleisch ist die Hauptzutat in der Fütterung des Hundes. Es enthält Proteine, Fette, Wasser, Vitamine und Mineralien und dient als Energielieferant. Du erkennst es an Bezeichnungen wie „Geflügelfleisch ohne Knochen“ oder ganz salopp „Rindfleisch“. Ein einfaches „Pute“ kann hingegen alles vom Tier sein, sofern der Hersteller darauf nicht genauer eingeht.

Bei einigen Marken und Sorten steht auch Herz an erster Stelle. Sofern der Hund es durchfallfrei verträgt und kein Problem mit Purin hat, ist es durchaus ok, auch mal eine solche Dose zu verfüttern. Die Fütterung sollte generell aber auf „richtigem“ Muskelfleisch aufbauen, also der Skelettmuskulatur (was bei uns als Gulasch oder Steak auf dem Teller landet). Das Herz ist zwar auch ein Muskel, hat aber eine andere Nährstoffrelation.

Innereien

Innereien sind die Vitamin- und Mineralstoffbomben Fütterung. Ohne sie ist keine ausgewogene Ernährung des Hundes möglich. Sie liefern Natrium, Kalium, Eisen, Kupfer, Mangan, und Selen, sowie die Vitamine A, D, K, B2, B12, B5 (Pantothensäure), B3 (Nikotinsäure), B7 (Biotin) und B 9 (Folsäure). Leber ist dabei der Hauptakteur, der auch nicht so einfach durch andere Innereien (vor allem nicht durch Herz und Lunge) ersetzt werden kann.

Falls das Nassfutter nicht ausreichend Leber enthält, sollten auf jeden Fall Vitamin A und die Spurenelemente als ernährungsphysiologische Zusatzstoffe auf dem Etikett auftauchen.

Die B-Vitamine können wir meistens nicht kontrollieren, da sie nicht deklariert werden müssen. Falls sie doch mal dort stehen, wirkt die Liste plötzlich furchtbar lang. Lass dich davon nicht abschrecken. Da Vitamine aus dieser Gruppe nicht hitzebeständig sind, MUSS der Hersteller sie für die bedarfsgerechte Fütterung auf jeden Fall zusetzen.

Fisch, Lebertran oder Vitamin D

Vitamin D hat eine zentrale Bedeutung im Kalzium- und Knochenstoffwechsel. Deshalb ist es gerade im Wachstum extrem wichtig, dass der Hund regelmäßig mit ausreichen Vitamin D versorgt wird. Dafür kann entweder regelmäßig eine Nassfuttersorte mit Vitamin-D-reichem Fisch (Lachs, Forelle, Hering) oder Lebertran gefüttert werden oder man achtet darauf, dass es explizit ergänzt wurde (ca. 200 i. E./kg).

Die Wissenschaft ist sich nicht einig, inwiefern Hunde das Vitamin (ähnlich wie wir Menschen bei Sonnenschein) selbst synthetisieren können. Bei unseren Wohnungshunden (und gerade den Exemplaren mit dichtem, langen Fell) geht man üblicherweise nicht davon aus, dass der Bedarf durch die Eigensynthese gedeckt werden kann.

Seealge, Meeresalgen oder Jod

Hunde haben einen extrem hohen Jodbedarf. Für einen 15 kg schweren Hund liegt er bei ca. 200 mcg, was dem Jodbedarf eines erwachsenen Mannes entspricht. Mit Fleisch, Innereien, Blut & Co. deckt man ca. 5 % des täglichen Bedarfs, der Rest muss ergänzt werden (meistens als Zusatzsstoff mit ca. 0,70-0,75 mg/kg).

Mir persönlich ist es lieber, wenn Jod (z. B. in Form von Kalziumjodat) unter den ernährungsphysiologischen Zusatzstoffen auftaucht, als wenn Seealge in der Zutatenliste steht. Seealge unterliegt starken natürlichen Schwankungen, zwischen 300 mg Jod pro kg und 1000 mg/kg ist fast alles möglich. So kann es theoretisch passieren, dass eine Charge plötzlich doppelt so viel oder nur noch halb so viel Jod enthält, wie für die Kalkulation angenommen wurde, der Anteil im Futter aber nicht angepasst wird. Beim BARFen empfiehlt man deshalb immer ein Seealgenmehl mit einem für die jeweilige Charge deklarierten Jodgehalt.

Falls du dir unsicher bist, frag ruhig beim Hersteller nach. Ich habe es auch schon erlebt, dass auf dem Etikett kein Jod aufgetaucht ist, die Analysewerte allerdings ausreichend Jod bestätigt haben.

Weitere Spurenelemente

Neben Jod lassen sich auch Zink, Kupfer, Selen, Mangan und (je nach Zusammensetzung des Futters) Eisen nur schwer auf natürlichem Wege decken.

Übliche Mengen sind z. B. 15-30 mg/kg Zink, 1,5-3 mg/kg Mangan, 1-2 mg/kg Kupfer oder 0,03 mg/kg Selen. Nicht jedes Nassfutter braucht jedes Spurenelement als ernährungsphysiologischen Zusatzstoff.

Falls die Angaben auf deinen Dosen deutlich aus dem Rahmen fallen, frag mich gerne nach meiner Einschätzung.

Kalzium

Der Kalziumbedarf kann z. B. durch Knochen/Knochenmehl, Eierschale, Algenkalk oder Kalziumkarbonat gedeckt werden. Viele Hersteller geben sogar ein Kalzium-Phosphor-Verhältnis an. Wenn das in einem vernünftigen Rahmen liegt (ca. 1,2:1 bis 1,5:1 für einen ausgewachsenen Hund), kannst du normalerweise davon ausgehen, dass es in die richtige Richtung geht.

Du kannst das Verhältnis es auch selber ausrechnen, indem du einfach den Kalziumgehalt durch den Phosphorgehalt teisl, z. B.: 0,3 % Kalzium / 0,25 % Phosphor = 1,2.

Füllstoffe

Muskelfleisch (und Herz) sind an erster Stelle auf der Zutatenliste ok, anders sieht es mit Lunge aus. Auch wenn ich gerne mit einem kleinen Anteil Lunge (u. a. als Taurinquelle) in der Frischfütterung arbeite, sollte sie dennoch nicht die Basis eines Nassfutters sein.

Strosse (Luftröhre), Schlund (Kehle/Speiseröhre), Kehlkopf und Euter sind ebenfalls Komponenten, die regelmäßig im Nassfutter landen. Die Luftröhre besteht vor allem aus Knorpel und einige Hunde haben tatsächlich Probleme damit, sie vernünftig zu verdauen und brechen sie deshalb wieder aus. Kehlkopf und Schlund gelten als hormonbelastet. Euter ist entgegen einiger Mythen weder besonders nahrhaft noch kalziumreich, sondern schwer verdauliches Bindegewebe, das noch Reste gegorener Milch enthält.

Es ist nicht schlimm, wenn dein Hund mal etwas davon bekommt, aber es sind in erster Linie günstige Schlachtabfälle, auf die er gut verzichten kann.

Feuchtigkeit

Unterschiedliche Kompenenten enthalten unterschiedlich viel Wasser: Muskelfleisch liegt bei 60-70 % Wasser (je nach Fettgehalt), Innereien etwas darüber. Bei Obst und Gemüse können es auch schon einmal bis zu 90 % Wasser sein, wohingegen (Pseudo-)Getreide deutlich trockener ist. Dadurch komme ich auf meinen Sollwert von ca. 75 % (gerne etwas darunter).

Ein Nassfutter ist nicht zwingend schlechter, wenn es über diesem Wert liegt, bis zu 82 % Feuchtigkeit sind durchaus noch üblich. Allerdings hat ein hoher Feuchtigkeitsanteil im Normalfall direkte Auswirkungen auf den Energiegehalt des Futters und damit auch auf die Futtermenge.

Extrapunkt: Linolsäure

In kaum einem Nassfutter spielen Nüsse und Samen eine Rolle und auch der Anteil an (sinnvollen) pflanzlichen Ölen ist meist so gering, dass er nicht ausreicht, um den Linolsäurebedarf des Hundes zu decken. Linolsäure ist wichtig für Haut und Fell, ein Mangel kann sich außerdem auf Wundheilung, Wachstum sowie die Funktion von Leber und Niere auswirken.

Da es die Produktauswahl extrem zusammenschrumpfen lassen würde, ist es kein Punkt auf der Checkliste geworden. Linolsäure ist aber definitiv etwas, worauf du zusätzlich achten solltest.

Ich empfehle oft gemahlene Sonnenblumen- und Kürbiskerne als natürliche Ergänzung und Linolsäurequelle, auch die dazugehörigen Öle sowie Hanföl würden sich eigenen.

Idealerweise gibt man zusätzlich noch ein schadstoffgeprüftes Fischöl mit Vitamin E, um außerdem den Bedarf an essentiellen Omega-3-Fettsäuren (EPA & DHA) zu decken. Bei DHN und BARF Kultur findet ihr fertige Mischung (3-6-9 BARF-Öle), die zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.