Es gibt zwei Ansätze in der Rohfütterung: Die Fütterung von Muskelfleisch in Kombination mit Komplett-Supplementen und das BARF-Konzept. Ich unterstütze dich bei beiden Varianten, habe mit BARF nach dem Beutetierprinzip aber einen klaren (weil naturnahen) Favoriten.
Supplementierte Rohfleischfütterung
Für Variante Nr. 1 wird üblicherweise reines Muskelfleisch plus Obst und Gemüse mit sogenannten BARF-Supplementen ergänzt, um eine Bedarfsdeckung zu erzielen. Mehr braucht man im Grund nicht (außer vielleicht einem guten Fischöl), um selbst eine Art „rohes Fertigfutter“ nachzubauen.
Abgesehen vom Muskelfleisch kommen normalerweise keine weitere tierischen Komponenten, wie Innereien oder Knochen, in den Napf. Es ist bereits alles über das Pulver abgedeckt. Gelegentlich werden zusätzlich Mägen oder Herz gefüttert. Von Anfängern wird diese Fütterungsform gerne genommen, weil sie erst einmal sehr einfach erscheint. Aber auch Katzen, die neuen Bestandteilen generell eher etwas skeptisch gegenüberstehen, bekommen oft supplementierte Mahlzeiten.
Der große Nachteil an dieser Variante ist, dass sie sich recht weit von der naturnahen Rohfütterung entfernt, die das eigentliche Ziel des BARFens sein sollte.
Das „richtige“ BARF
Variante Nr. 2 ist BARF (Biologisch Artgerechtes Rohes Futter) nach dem Beutetierprinzip. Statt mit Supplementen zu arbeiten, wird angestrebt das Tier nachzubauen, das auch in der Natur gefressen würde. Durch den passenden Anteil an Komponenten wie Innereien (als Lieferant für Vitamine, Mineralien und Spurenelemente) oder rohen fleischigen Knochen (RfK, u. a. für den Kalziumbedarf) ist auch diese Fütterung bedarfsdeckend.
Je nach Aktivität und Größe des Hundes variiert die Futtermenge im Normalfall zwischen 2 und 4 % des Körpergewichts. Bei Welpen liegt der Bedarf deutlich höher.
Eine Beispielrechnung für Hunde
Für einen 30 kg schweren, nicht übermäßig aktiven Labrador nehme ich einen Bedarf von 2 % vom Körpergewicht an: 2 % von 30 Kilo sind 600 g.
Eine weit verbreitete Aufteilung der Gesamtmenge für einen gesunden, erwachsenen Hund ist: 80 % tierischer Anteil (480 g) und 20 % pflanzlicher Anteil (120 g).
Der tierische Anteil besteht wiederum in unserem Beispiel aus:
- 50 % Muskelfleisch = 240 g
- 20 % Pansen oder Blättermagen = 96 g
- 15 % gemischte rohe fleischige Knochen = 72 g
(bspw. Hälse, Lammrippen und Kalbsbrustbein im Wechsel) - 15 % Innereien = 72 g
(ca. 1/3 Leber, der Rest verteilt sich auf Herz, Niere, Milz und Lunge)
Die Zahlen kannst du natürlich auf die Woche bzw. den Monat hochrechnen und (je nach Größe deines Hundes) sinnvoll runden.
Der Fettanteil im Muskelfleisch sollte bei 15-20 % liegen, damit der Energiegehalt der Fütterung passt. Sportlich sehr aktive Hunde brauchen manchmal bis zu 25 % Fett. Für manche Hunde bietet es sich an, bis zu 10 % der Gesamtfuttermenge durch eine Kohlenhydratquelle zu ersetzen.
Eine Portion Muskelfleisch pro Woche (240 g) sollte Fisch sein. Hier würde ich dir (Wild-)Lachs oder Forelle empfehlen, da diese Fische reich an Vitamin D sind und keine Thiaminase enthalten.
Der pflanzliche Anteil ist etwas überschaubarer: Die 120 g aus unserem Beispiel werden auf ca. 75 % Gemüse (90 g) und 25 % Obst (30 g) aufgeteilt. Der Gemüseanteil darf gerne bis zu 50 % aus Blattgrün und Salaten bestehen.
Zwei Zusätze, die du beim BARFen unbedingt brauchst
Da wir leider viel zu selten Weidevieh füttern, brauchst du ein Fischöl bzw. ein Lachsöl mit Vitamin E für ein gutes Omega-3-Omega-6-Verhältnis in der Fütterung. Ein weiteres Muss ist Seealgenmehl für den Jodbedarf.
Sinnvolle Ergänzungen sind außerdem z. B. rohes Eigelb, gemahlene Nüsse und Samen, Blut, Salz oder auch bestimmte Pflanzenöle.
Die Umstellung auf BARF
Die Umstellung sollte nicht von einem Tag auf den anderen passieren. Dafür solltest du dir unbedingt Zeit nehmen und dich nach deinem Hund richten, damit der etwas Positives mit der neuen Fütterung verknüpft.
Woche 1: Du beginnst ganz entspannt mit den 480 g des tierischen Anteils in Form von reinem Muskelfleisch (mit 8-10 % Fett) und 120 g püriertem Gemüse. Möhren klappen meistens ganz gut. Im Laufe der Woche kannst du auch schon mal einen Apfel mit in den Mix geben und ein bisschen mehr Fett untermischen. Der Körper muss sich schließlich erst mal an die rohe Kost gewöhnen.
Woche 2-3: Nun hast du Zeit die verschiedenen Innereien nach und nach mal anzutesten und ein wenig Pansen oder Blättermagen dazuzugeben. Nimm immer erst mal eine kleine Menge der einzelnen Komponenten, damit du es merkst, wenn dein Hund etwas mal nicht so toll findet. Für manche Hunden müssen z. B. die Innereien anfangs noch kurz angebraten werden, weil ihnen die Konsistenz sonst suspekt ist. Kein Problem, der Hund bestimmt das Tempo. Parallel gehst du mit dem Fettgehalt noch mal weiter in Richtung der 15 % und der Hund bekommt regelmäßig Öl und Seealge in die Fütterung.
Woche 4: Wenn das alles gut vertragen wird, kannst du nun die rohen fleischigen Knochen (RfK) testen. Diese heißen so, weil sie idealerweise zu 50 % aus Knochen und zu 50 % aus Fleisch bestehen. Geflügelhälse sind dafür ein guter Start, weil man die notfalls auch gut festhalten kann.
Wie schnell du tatsächlich vorgehen kannst, hängt von deinem Hund ab. Welpen gewöhnen sich oft schon innerhalb weniger Tage an das neue Futter und sind deutlich schneller umgestellt. Ein älterer Hund, der bisher hauptsächlich Trockenfutter bekam, wird etwas länger brauchen.
Mängel während der Umstellung?
Ein gesunder, ausgewachsener Hund, der zuvor schon bedarfsdeckend ernährt wurde, wird innerhalb von der vier Wochen keinen Mangel erleiden und z. B. drei Wochen ohne Kalziumquelle problemlos wegstecken.
Falls du allerdings einen Hund im Wachstum oder einen krankes Tier hast oder es neu aus schlechter Haltung zu dir gekommen ist, solltest du auch schon während der Umstellung die Bedarfsdeckung im Blick haben. Bei älteren, kranken oder empfindlichen Hunden bieten sich (für den Übergang) manchmal auch gekochte Mahlzeiten an, da diese häufig besser verdaulich sind und schneller akzeptiert werden.
Falls ich deine Neugierde geweckt habe oder du weitere Fragen zur BARF-Fütterung hast, dann melde dich gerne bei mir. Ich unterstütze dich von der Erstellung eines individuellen Futterplans über den ersten Einkauf bis hin zur erfolgreichen Umstellung bei deinem Start ins BARFer-Leben.
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