In den letzten Monaten ist mir diese Frage immer wieder gestellt worden, wenn ich von meiner Ausbildung erzählt habe. Gerne zusammen mit einem „Was es nicht alles gibt!“ oder dem allgegenwärtigen „Ach, das ist doch nur wieder so ein Trend“.

Normalerweise reicht es schon, wenn ich dann auf Tiere mit besonderen Erkrankungen hinweise, die ein spezielles Futter benötigen, z. B. eine nierenkranke Katze. Da hat fast jeder schon mal irgendwo gehört, dass man wohl nicht mehr so viel Eiweiß füttern soll. Viel trinken soll die Katze auch. Der Tierarzt hat da auch schon genau das richtige Futter parat, zumindest steht das groß auf der Tüte.

Blöd nur, dass man mit ein bisschen Recherche bald herausfindet, dass die Katze ein reiner Fleischfresser ist und Fleisch nun mal viel Eiweiß hat. Natürlich könnte man ihr jetzt ein Trockenfutter mit vielen Kohlenhydraten und wenig Protein geben, aber das hätte für sie ungefähr denselben Wert, als würden wir einen Stapel Druckerpapier essen. Also brauche ich eine Fütterung mit möglichst hohem tierischen Anteil, aber möglichst wenig Phosphor, die dazu noch die Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente in höherer Dosis enthält, weil die Katze öfter auf ihr Katzenklo läuft und deshalb auch mehr Nährstoffe direkt wieder ausscheidet.

Nun wird’s also doch etwas tricky.

Reicht da nicht der gesunde Menschenverstand?

Ein guter Ernährungsberater kennt sich mit den verschiedenen Krankheiten aus und kann abschätzen, welche Fütterung und vor allem welche Futterbestandteile zusammen funktionieren. Jedes Tier, jede Lebensphase und jede Lebenssituation stellt andere Anforderungen an die Fütterung und die gilt es zu berücksichtigen.

Bei uns Menschen können wir das recht intuitiv. Wir haben ein zum Teil angeborenes und zum Teil erlerntes Verständnis dafür, was unser eigener Nachwuchs braucht. Deshalb verstehen wir, wieso wir ihn hin und wieder zwingen müssen, den Teller mit dem Brokkoli aufzuessen, und weshalb eine ausgewogene Ernährung so wichtig ist. Wir glauben der Werbung, wenn sie uns vom Kalzium in Fruchtzwergen und der Milchschnitte erzählt, weil wir wissen, dass unser Kind diesen Stoff irgendwie zum Wachsen braucht. Dass uns die Werbung da ein bisschen anlügt, ist den meisten von uns klar.

Aber wir sind keine Hundeeltern und keine Katzeneltern.

Wenn es um unsere Haustiere geht, vertrauen wir den Herstellern. Blind. Wir kaufen Alleinfuttermittel, auf denen „Irgendwas vom Tier“ steht. Das ist die Übersetzung von „Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse“.

Die Futtermittelpolizei

Ja, die meisten Hersteller werden durchaus darauf achten, was in der Tiernahrung landet und sich Mühe geben, dem Tier nicht zu schaden. Aber in Zeiten, wo uns Babynahrung mit viel zu viel Zucker als „gesund“ verkauft wird, sollte wir mehr Dinge kritisch hinterfragen und überlegen, ob der Futtermittelproduzent wirklich nur das Beste für unser Tier will.

An der Stelle kommen wieder die Ernährungsberater ins Spiel. Seht uns als Verbraucherschutz, der einen kritischen Bild auf Dose und Tüte wirft und euch erklärt, was die Zusammensetzung im Detail bedeutet.

Auch wir können nicht hellsehen. Deshalb wird euch eine gute Ernährungsberatung nur das Futter empfehlen, dessen Deklaration ganz klar verrät, was drin steckt. Unsere Aufgabe ist es, einschätzen zu können, ob euer Haustier all das bekommt, was es braucht, und welche Zusätze vielleicht noch fehlen, damit ihr mit einem guten Gewissen in den Tag starten könnt.

Jedes Tier ist anders

Es gibt keinen Standard, der auf jeden Hund und jede Katze passt. Wir passen ja auch nicht alle in Größe M und tragen Schuhgröße 40. Deshalb wird Ernährungsberatung in dem Moment spannend, wo man sich das Tier anguckt, individuell auf seine Bedürfnisse eingeht und den Plan entsprechend anpasst.

Dein Hund neigt zu Übergewicht oder hat er doch eher Hummeln im Hintern? Kein Problem, wir finden schon die passende Energiemenge. Deine Katze mag nur diese eine Sorte? Dann gebe ich dir Tipps, wie dennoch ausreichend Abwechslung im Napf landet. Arthrose, juckende Ohren oder öfter mal Sodbrennen? Dann lass uns zusammen schauen, woran es liegen könnte und wie wir die Fütterung daran anpassen können.

Gerade wenn es um eigens zusammengestellte Fütterungsformen wie BARF oder selbstgekochtes Futter geht, kommen wir mit unseren Laienwissen schnell an unsere Grenzen. Der Mensch wächst fast 20 Jahre lang in die Höhe, einige Hunderassen sind schon mit 9 Monaten ausgewachsen. Wenn wir also bei unserem Kind mal Fünfe gerade sein lassen, haben noch reichlich Zeit, die Fehler wieder auszubügeln. Bei Hund und Katze müssen wir uns etwas mehr ranhalten.

Ernährungsberatung kann grundsätzlich für alle Halter interessant sein und nicht nur für die, deren Haustier ganz offensichtlich Probleme hat. Ein gesunder, junger Hund kann Mängel in der Ernährung zum Teil über Jahre hinweg durch die eigenen Reserven kompensieren. Doch auch die sind irgendwann aufgebraucht. Deshalb stell dir folgende Fragen: Vertraue ich meinem Futtermittelhersteller? Falls nein: Bin ich bereit, mich tief genug in die Materie einzuarbeiten, damit ich die Fütterung selbst bewerten und optimieren kann?